In Staufen "Zum Hirschen"

kaum ein Jahr vergangen und ich sitze im ”Hirschen” zu Speis und Trank. Ein wahres Paradies hier. Eigentlich ist es noch grüner und satter als in unseren Breiten. Von Freiburg geht die Bahn durch sanftes Hügelland. Schmucke Häuschen, üppige Gartenvegetation auch hier, Menschen in Gärten, die Einhalten von der feierabendlichen Arbeit und ihr Viertle auf einem Holzblock abgestellt haben.

In Staufen wie vor einem Jahr beschauliche Ruhe. Nur die Winzergenossenschaft mit ihrem Weinbrunnen am Beginn der Hauptstraße zeigt nach Außen Geschäfigkeit an. Voll ist es auch im ”Hirschen” als ich die Gaststube betrete. Der Wirt kommt mir schon mit dem Schlüssel entgegen.

Noch schnell wage ich einen kurzen Gang durchs Städte, doch überall sonst Stille. Ein geschmückter Besen weist auf eine Straußenhirtschaft hin. Und höre ich vom Schulhaus nicht wieder Gesang? Hier könnte man alt werden, am Liebsten mit Dir.

Die dunklen Wolken über dem Schwarzwald erinnern aber daran, dass wir noch ein wenig Geduld aufbringen müssen und der Frühling uns noch auf die Folter spannen wird.

Das erste Viertele meines halbtrockenen Badener ist erst zur Hälfte geleert, die Küche hat meine Bestellung trotz fortgeschrittener Stunde noch entgegengenommen, aber der junge Wirt ist schon gesellig geworden und setzt sich zu seinen Gästen.

Erlebt man solche Momente, dann sind Steuerschätzung, Irakkrieg, Wirtschaftskrise weit weg. Utopia ist hier, Beethovens Allemenschenwerdenbrüder scheint Wirklichkeit geworden. Klar ein Schladerer Schnaps würde sein Übriges tun.

Nun liegt ein wunderbares Nachtmahl, Schweinsbraten mit Spätzle, hinter mir, und mit dem nächsten Viertele droht die Leutseligkeit, aber so oft kommt das ja nicht vor, gell. Letztlich ist es ja auch die Erinnerung an einen zweisamen Urlaub mit Dir, ein weiterer Ort in unserer persönlichen Topographie, der mit schönen Erinnerungen verbunden ist.

Und selten in den letzten Jahren habe ich bei der Arbeit auch etwas für die Seele tun können.

Es grüßt Dich schon etwas trunken, bevor ich mein Fauststübchen aufsuchen werde Dein lieber

Markus