Einmal Polen und zurück - in einem Tag

Von Bonn an die polnische Grenze ist ein logistisches Unterfangen der anspruchsvolleren Art. Im ersten Teil auf bekannten Businesswegen in der routinierten Hapaglloydtaxibehaglichkeit bis Tegel, dann mit dem Expressbus bis zur Friedrichstraße.

Abb. Im Flughafen Kölnbonn vor der spannenden Frage, welcher Sitzplatz heute?

Dort an dem früheren Scheidepunkt und Übergang Reisender von Ost nach West und umgekehrt, beginnt die DDR wieder ein wenig auf dem Bahnsteig der Züge Richtung Nord- und Südosten lebendig zu werden. Ein Mann mittleren Alters erzählt einem Rentner im breiten Berlinerisch von einem Urlaub in der Ukraine und schwärmt, alles sei so schön gewesen, so wie "früher in unserer untergegangenen DDR". Speisen, Straßen, Häuser, die Freundlichkeit der Menschen. An ihm selbst schienen alle Verlockungen nach westdeutscher Typänderung vorbeigegangen, so als trage er seine alte DDR-Kleidung auf oder decke seinen Bedarf in Ostalgieläden. Auch der Rentner schwärmte von seinen 30 Kaninchen und Hühnern, die ihn auf Trab halten. Er hielt mich übrigens für einen Pfarrer. "Icke bin ja nich kirchlich, aber ick hätt wetten können, sie sind Pfarrer. Aber Rechtsanwalt ist ja so was Ähnliches..." Eine Schar junger Männer, freute sich auf eine Tour nach Polen. Ansonsten lag eine eher bleierne Schwere auf den Gesichtern.

Die Fahrt Richtung Osten führte durch Birken- und Kiefernwälder über auffällig plattes Land. Die Verkehrsinfrastruktur wie immer im Osten piccobello und für den Ausbau auf Bahnschnellfahren ausgelegt, Fertigstellung nach der WM im September 2006 für schnelles Reisen nach Warschau. Nach 75-minütiger Fahrt Ankunft in Frankfurt/Oder.

Der vorherrschende Eindruck, neue Straßen, neue Straßenbahnen und sanierte "Platte", dazwischen ein wenig alte Bausubstanz, ein armseliger Markt, in denen Private ´´kleiner landwirtschaftliche Erzeugnisse anboten.

(Abb. Sanierte Platte vor ruhiger oder, dahinter Polen)

Die Karl-Marx-Straße am zentralen Oderturm, einem neuen Bürogebäude, führte direkt zur Europabrücke nach Slubice. Ein stetiger Strom von Fußgängern und Autofahrern in beiden Richtungen schlängelte sich durch die Grenzzollhalle. Jeder Ausweis wurde von deutschem und polnischen Zoll angesehen. Noch einmal bekam man eine Ahnung von alter Grenzerherrlichkeit. Auf der polnischen Seite wurde Spargel im Bund zum Preis von € 1-1,50 angeboten. Die Oder, die vor Jahren im Sommer 2002 vehement über die Ufer getreten war, lag als ruhiger friedlicher Fluss vor mir. Leider blieb wenig Zeit, Erinnerungsfoto ´´ und zurück zu meinem Treffpunkt.

(Abb. Schnelles Selbstportrait in Polen bevor mir von fliegenden Händlern mehrere Bunde Spargel aufgenötigt werden)

Übermorgen, am 60. Jahrestag des Kriegsendes wollen sich auf dr Mitte der Brücke deutsche und polnische Künstler zur Lesung von Schiller („Schillerjahr“!) in beiden Sprachen treffen.

Die Geschäfte auf deutscher Seite in der Standardausstattung., Douglastschibo, das volle Programm. Dazwischen Pfennigmärkte mit allerlei Plunder.

Wieder mit der Bahn zurück nach Berlin. Im Bahnhof auch alles aufgeräumt, ein Burgerking, ein Drogeriemarkt, Vietnamesenshop, Gaststätte und Spielhölle mit einschlägigen Publikum. Sicher nur eine Momentaufnahme. Der Zug verspätete sich. Hastig mit U-Bahn und Bus nach Tegel in den ruhigen, normalen Businessstrom...

Schließlich, daheim…

(Abb. Von Ella fotografiert als teil des Begrüßungskommitees)