Hände hoch! - Berlinfliegen

So schön war es einst! Und heute?

Früher als Flugreisende noch umschwänzelte Exoten waren, denen man das privilegierte Reisen im Flugverkehr durch ausgewählte Speisen und kostenfreie Lektüre besonders angenehm gestaltete, hätte man sich nie vorstellen können, auf Flugplätzen wie ein gemeiner Strauchdieb behandelt zu werden.

Arglos näherte ich mich für den BusinessflighthlxX33135 nach Berlin der Sperre, die einstmals gemeines vom herausgehobenen Publikum trennte. Kaum hatte ich meine Ledertasche auf das früher nur aus Supermärkten bekannte Förderband gelegt, wurde mir statt eines anheimelnden Gutenmorgen nur barsch Laptop?? entgegengeschleudert. Indigniert schwieg ich während man mir wortlos, wie vor dem Antritt einer längeren Haftstrafe, ein graues Plastikkästchen entgegenhielt, in das ich meine letzte Habe, Geldbeutel, Handlich (Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen Mobiltelefone mit einem nicht existierenden englischen Fantasiewort zu belegen?)und Schlüssel hineinzulegen hatte. Ich durchlief eine Art Türrahmen, früher war er sicher zu Ehren des Fluggastes blumenumkränzt, und wurde mit einem rauen „HÄNDE HOCH!“ empfangen. Huch, denke ich, jetzt wissen Sie, dass ich wieder ohne einen Pfennig Geld reise, das macht mich verdächtig. Gürtel öffnen. Habe ich „bitte“ gehört?, und schaue in ein ahnungsloses Köttersecuritygesicht und denke, ach, wie damals in der Referendarausbildung im Gefängnishochsicherheitstrakt, wo man den Häftlingen gleich den Gürtel auszog, damit sie sich nicht abseilten oder selbst an der Heizung richteten.

Mit einer leicht rutschenden Anzugshose stehe ich wie ein ertappter Fremdgänger vor einer Köttersecurityhostess, die mich mit dem Ergebnis ihrer Durchleuchtungsaktion konfrontiert: „Ihre Swisscard!“ Eine Schweizer Kreditkarte?, Ich?, da würde die halbe Schweiz bauchhaltend am Boden liegen. „Ihre Swisscard haben wir gefunden.“ Mit rutschender Hose stehe ich vor der Sicherheitsdomina und hebe unschuldig die Hände. „Von ihrem Messer müssen Sie sich jetzt leider trennen.“ Iwo denke ich, bin doch nicht blöd, wie soll ich im Berliner Großstadtdschungel bestehen? „Nein“, sage ich beherrscht mit inzwischen wieder geschlossener Gürtelschnalle, „ich gebe es als Gepäckstück auf.“ „Nein, das geht nicht, zu klein“, antwortet mam mir securityscharf.

An mir schwebt chanelduftwolkig eine Businesswoman vorbei, das luftige Täschlein tanzt an ihrer Taille. „Ich hab’s, denke ich wie Wickie. Ein Mann von Welt hat doch sein Handgelenkstäschlein. Ich schaue in meine Tasche, ein Pappumschlag zum Versenden von Büchern, noch offen, fördere ich aus meiner Aktentasche zu Tage, lasse meine Schweizer Messerkarte hineingleiten und verschließe den Klebefalz. Die Sicherheitsherrin schaut unschlüssig, aber fügt sich dann. „Leider müssen Sie dann zurück an den Schalter.“ Klaro, soviel Zeit muss sein und anstandslos verschwindet mein pappernes Handgelenkstäschlein auf dem schwarzen Förderband mit Gepäckaufkleber von Hlx für den Flug nach Tegel.

Ich gebe mir die hohe Fünf für diesen Einfall, muss aber zur Strafe den Sicherheitscheck wieder durchlaufen.

Nun leider lässt man mich die Peitsche spüren, wieder alles von vorne, wieder Gürtel auf, aber diesmal auch die Schuhe ausziehen. Wieder kein "Bitte". Dann aber, geschafft. Ich bin durch, mein Messer ist gerettet.

Im Flieger belohnt mich herrlichste Sonne über einem dichten Wolkenmeer, die Anspannung löst sich, die Hände sinken in den Schoß. Endlich wieder in Freiheit. Am, Flughafen werde ich vom einer Kollegin abgeholt, sie gibt mir die Hand, „Guten Morgen, guten Flug gehabt?“ Nein, denke ich. "Ja!", sage ich. Hauptsache frei während ich meine Swisscard für Berlin aus dem Handgelenkstäschlein, äääh Umschlag fingere.

Auf dem Flug zwischen Berlintegel und Kölnbonn, 16.35 Uhr