Madrid Konigspalast

Die Sonne schien am Freitagmorgen, noch nicht ganz strahlend, aber doch hell genug nach einer ersten guten Nacht zu Fuß Richtung Königspalast zu gehen. Im Retiro gediegendes Seniorenpublikum und einige Schulkinder zum Dauerlauf. Über den Plaza de Cibeles gingen wir Richtung Gran Via, hielten uns aber dann Richting Puerta del Sol und von dort durch die Altstadt zur Plaza Mayor. Nun war fast kein Wölkchen mehr am Himmel und der Platz war nur wenig bevölkert. Schließlich erreichten wir die Oper, umrundeten sie und wärmten uns im alten Café Oriente auf. Luis bei einer heißen cremigen Schokolade, ich bei einem Cafe con leche. Wenige, eher nach Kulturadel aussehendem Publikum bevölkerte Tresen und Tische. So vergingen dreißig angenehme Minuten ehe wir uns in den Palacio Real begaben. Der Palast ist eigentlich wie überall eine Aneinanderreihung von rechteckigen Zimmern mit plüschigen Dekor und an die Wand gestelltes Mobiliar. Die Eingangstreppe war mit weiten Stufen längst nicht so elegant wie der Zugang zun Kapitol, wo man mit ähnlichen Tricks die Ankommenden zu würdevollen Schreiten zwingt. Dann kommen ein paar Räume mit Wandteppichen. Hier immerhin wurde der Beitritt Spaniens zur EU im Jahre 1985 unterschrieben. Schon der nächste Saal war ein Thronsaal für Herrn und Frau König, noch immer zum Neujährchen für das diplomatische Corps genutzt. Danach ging es in Varianten weiter, Ankleidezimmer (ungemütlich), Arbeitszimmer (düster, uninspirierend). Aber was soll's, richtig gearbeitet haben sicher andere. Nett war noch ein Porzellanzimmer und der Billardraum, fast neben der königlichen Kapelle. Achja, eine Apotheke gab es auch, die Gefäße noch ohne Firmenaufdrucke, aber sicher nicht mehr auf der Höhe der Zeit ausgestattet. Wir gingen zurück auf den im gleißenden, durch den Kalksandstein besonders hell erleuchteten Hof. Naja, einmal reicht, der König wird schon wissen, warum er in Escorial lebt.

Mittags sollte es in eine Bar geben, aber entweder gab es nur Fisch oder es war Luis zu voll, weil wir in eine ungeheure Pilgergruppe gerieten, die traditionell am ersten Freitag im März eine Kirche aufsuchten, um einen Christuszeh zu küssen. Laut Zeitungsangaben schlängelte sich der Menschenstrom über einen Kilometer durch die Gassen. Als wir in einiger Entfernung die Kirche passierten, war gerade die Königin am Zeh, aber das las ich erst Tags darauf in der Zeitung und erklärte die unerträgliche Sirenenuntermalung. Zu essen bekamen wir bei Burger King und Luis fühlte sich doch ein wenig heimischer bei Doble cheesburger.

Bei Cristina daheim war von Geburtstagshektik nichts weiter zu spüren. 8 Flaschen Bier hattte sie schon vergebens für mich gekauft (das machten Elena, Braschant und Maru schnell nieder), einen Zitronenkuchen am Vormittag gebacken. Ich ging nochmal in den Retiro, weil das Wetter immer noch recht angenehm war und stieß erst später zur versammelten Geburtstagsgesellschaft mit Ana, Maru, Maria und Braschant, Juja und Luis Fer, Carli und Elena und ein paar Kindern. Man saß recht sauerländisch zusammen, sah sich am TV Fotos von Familienfeiern an, sprach dem Bier zu oder trank Kaffee. Die Gesellschaft zählte, Geschenke nahn ich außer ein paar Blumen nicht wahr. Cristina und Johannes durften zur Feier des Tages ins Kino, weil ich die Aufsicht über die Kinder übernahm. Aber der Abend war angenehm. Philip las mir eine Auswahl deutscher Kinderwitze vor, Mauri spielte am PC und Luis las im Bett Tim und Struppi. Um 12 verschwand ich neben Luis in den Federn. Ein harmloser Touristentag war zu Ende, Luis atmete ruhig, Kopfschmerzen hatte er nicht und schlecht war ihm auch nicht. Er wird also reiserobuster.

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