Madrid an einem Sprühregensamstag am 4. März 2006

Samstag, 4. März 2006 15:43
An: T
Betreff: Madrid an einem Sprühregensamstag am 4. März 2006

Kennzeichnung: Zur Nachverfolgung
Kennzeichnungsstatus: Rot

Sprühregen in Madrid stellte zwar eine Verbesserung zu unserem Schmuddelwetter war, aber so blieb bei allen gutem Willen eigentlich nicht mehr übrig, als sich nach einem Museumsprogramm umzusehen. Für Luis sahen wir uns nach einem multimedialen Technikmuseum um, ich freute mich auf einen weiteren Besuch des Prado. Am Morgen hatte ich mit Johannes drei Runden durch den Prado gedeht und die städtisch durchgestylte Joggersociety getroffen. Schon nach den 8,2 km gingen wir ziemlich durchgenässt Zeitung und Baguette fürs Frühstück holen. Mit Cristina ging ich anschließend zum Supermarkt und lief die Regale nach einmaligen, spanischen Produkten ab. Aber selbst ib der Haushaltsabteilung, wo man auf landesübliche Gerätschaften hoffen kann, wurde ich diesmal bis auf einen unambitionierten Zahnstocherständer und superlangen Haushaltsstreichhölzer nicht fündig. Mit Schirm bewaffnet durchquerte ich erneut den Retiro, steuerte auf den Prado zu und began mich in dieses backsteinummantelten Schatzkästlein. Die Marmorstatuen gleich zu Beginn stimmen feierlich. Wieviel Zeit, Muße und Handwerklichkeit steckt in diesen Stücken? Doch dann steuerte ich direkt auf Dürer zu, sein Selbstbildnis ist mit seit Kinderzeit bis in die letzte Falte bekannt, weil wir ein 1.500-Teile Puzzle dieses Gemäldes besaßen. Auch Adam und Eva waren schön anzusehen. Aber soviel Heimweh hatte ich nicht und so entschied ich mich direkt zu El Grecco zu gehen. Faszinierend sind für mich seine langgezogenen Figuren und die Kühle seiner Farben. Nichts wärmendes, keine Hoffnung, kein Trost, aber viel Botschaft: Davor stehend zogen die Menschen vorüber, schon ein wenig müde vom Erdgeschoss. El Grecco ließein wenig frösteln, weiter zu Goya, nur ein paar Schritte weiter. Goya ist vielseitig, ein Gemäldekarikaturist und Hofmaler zugleich. Wunderschön dekorativ moderne Bilder mit Szenen vom Hof, vermutlich mit kleineren Anspielungen. Daneben zur Finanzierung gefällige Auftragsportraits, die sich deutlich vonden ansonsten überzeichneten Personendarstellungen abhoben.

Über die Castillana brausen die Verkehrsströme wegen der nassen Straßen noch ein wenig lauter. Ein normaler Samstag in Madrid. In den besseren Vierteln herrscht der übliche Wochenendaufbruch der mit dem üpigen Eibkauf zu beginnen scheint. Schön: dass selbst hier, fern vom Meer die ganze Fischvielfalt angeboten wird und fachkundig auf Eis präsentiert wird. Das Haus ist längst von den südamerikanischen guten Geistern geputzt. Die Bars füllen sich mit Männern, gestikulierend bei Cafe und Zeitung, Kinderwagen mit Pastiktüten werden durch den Retiro geschoben, die guten Geister des Retiro fahren mit Kehrmaschine über die Hauotwege, hier und da wird allem Wetterunbill zun Trotz ein neues Bike ausgefahren. Mauricio nach abgesagter Skifahrt und Philip in Rekonvaleszenz vergnügen sich daheim. Ich verlasse die Bar, der Regen prasselt unvermindert nieder, ein Reisebus gegenüber entlässt weitere Menschen in die Kunst Und fast scheinen die Farben Madrids von El Grecco angemischt...

M.