Volle Hütte in Münster zu meiner Vorlesung - trotz WM

Dienstag, 13. Juni 2006 20:50
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Betreff: Vorlesung an der Universität Münster

er habe schlecht geschlafen, meinte Professor S., der mir eine Doppelstunde "Rechtsgestaltung" spendierte für meine Vorlesung, aber fürchtete, dass wegen des herrlichen Sommerwetters und Fußball-WM nur wenige Studenten kämen.

Der Hörsaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Ich schaute in eine Schar verschwitzter, teilweise ernst, teils freundlich dreinblickender Studenten. Kurze Vorrede meines Gastgebers, dann gings gleich los. Umhängemikro und Overheadprojektor standen zur Verfügung, prima, das erlaubte mir gehend ein wenig Kontakt zum Publikum aufzunehmen. Lernziel für heute, Mind Mapping verstehen, zur Diskussion reizen und ein paar Bücher verkaufen.

Leicht wurde das nicht. So eine wogende Studentenmasse hat eigene Gesetze. Unruhenester, unmotiviertes Kichern und lautstarkes Verlassen des Hörsaales. Ich war irritiert, zwang mich aber, mir nichts anmerken zu lassen und es löste offenbar auch keine Lawine aus. Nein, ein strenge Studiosa, wahrscheinlich Klassenbeste,stellte kritische Fragen, meldete aber auch Zweifel an der Technik an. Aber auch da blieb das Auditorium ruhig und hörte mir geduldig zu. So kam der Nachmittag in Gang und mit jeder Frage lief die Veranstaltung von selbst. Manche legten ihre Kollegblocks quer und strichelten, andere zeichneten meine Zeichnungen ab und ich dachte, so ist das also, wenn andere Deine Geistesfrüchte nach Hause tragen. Nach 75 Minuten schaute ich auf die Uhr und läutete die Schlußworte ein. Schade, vorbei. Noch wollte ich mich auf ein paar Schlußgespräche einstellen, aber schnell leerte sich der Hörsaal, Anpfiff Frankreich - Schweiz!

Mein Gastgeber begleitete mich zum Prinzipalmarkt, eine kühle Apfelschorle und sein Eingeständnis, mit diesem Zuspruch nicht gerechnet zu haben.

Ach Münster, früher läuteten die Glocken von Lamberti oder es regnete aus allen Kübeln, jetzt ist entweder ne gewesenes Schneechaos wie im vergangenen Winter oder ein Tropentag und die Studenten kommen trotzdem. So schaffen wir den Klimawandel.