Hausbesuch - Vor dem Umzug der Eltern nach Köln

Jahrelang haben wir von Papas Schützenfestgesellschaft profitiert, die half, sauerländisches Brauchtum zu pflegen und uns unerklärliche Dividenden bescherte.

Nun soll die Idee zugunsten einer Bensbergfamilienfeiergesellschaft wieder belebt werden, um nun, wo der Abschied der Eltern aus Bensberg immer näher rückt, den neuen Bensbergerhausmietern jährliche Familienfeste als Gastgeber zu ermöglichen ohne dass diese einen Finger krumm machen müssen, weil die Ausgaben für Bedienung und Aufräumen kalkulatorisch mit enthalten sind. Naja, gilt erst ab 2007 (frühestens). Vorher schaute ich mir unser Bensberger Heim noch einmal an, denn Christine und Martin werden womöglich doch kein Heimatmuseum daraus machen, sondern sich hier und da für eine zeitgemäße Veränderung entscheiden.

Naja. Der Eingangsbereich, großzügig, denn schließlich hatte man es mit dem Hausbau Ende der 60er zu etwas gebracht und die Sauerländer Familie sollte auch zahlreich staunen und sich zur Begrüßung ausladend versammeln können. Bei der alten Mandantin Jung aus Sülz funktionierte das: „Herr Sauerwald, sie leeven wie enne Fürst!“ Meiner Erinnerung nach kam ie Sauerländer in großer Besetzung zu Johannes und meiner Kommunion und Papas 50. Ansonsten war beim morgendlichen Schulaufbruch dort Leben, die Jacken wurden zumeist schnell auf das Geländer gelegt, von wo sie beim Auflegen der vierten Jacke dann regelmäßig wegen Ungleichgewichts durch den Treppenschacht in den Keller fielen. Früher hatten wir auch eine japanische Grastapete, die sah man nirgends und für unsere Eltern war das schon sehr extravagant, weil sie ansonsten mit Fernost nicht viel am Hut hatten, unsere Nachbarn Nakajimas und ihren Sohn Fujuki, einmal ausgenommen. Irgendwann als kein Kind mehr mit verschwitzten Sachen die Treppe hochhastete, wurde alles Weiß gestrichen und Bilder aus der Leihgalerie hingen zum Schmuck.

Auch das Wohnzimmer wurde so Ende der 1990er von der Hochzeitserstausstattung befreit, anstelle eines riesigen Schrankesmit einer Bar nebst hochprozentigen kamen viele alte Möbel im Laufe der Jahre hinzu. Die gingen bald auf Tournee im Haus. So sind auch unser Esstisch und die dazugehörigen Stühle erst später dazugekommen. Die Küche ist noch in Erstaustattung, wenn man mal von den Egeräten absieht. Neu gefliest wurde sie vom Vater eines früheren Klassenkameraden.

Ein Fall fürs Heimatmuseum ist der Essensgong, den man bereits zu hören glaubte, wenn man das schleifende Geräusch vom Herausziehen des Klöppels hörte. Wahrscheinlich werden Christine und Martin gar nicht wissen, wo sie das Teil sonst hinhängen sollten, also wird er für ewige Zeiten dort hängenbleiben und kommt in ungefähr 100 Jahren ins Heimatmuseum. Auch im Obergeschoss blieb nichts beim Alten:

Johannes' und Ulrikes Zimmer wurden zusammengelegt, das Schlafzimmer und das Elternbad vergrößert. Der Zugang zum Kinderbad von zwei Seiten wird vielleicht ja mal in fernen Zeiten, wenn die Kinder auf eigene Zimmer beharren wieder freigelegt. Mamas Arbeitszimmer konnte ich ja zu Beginn des Jahres beim Buchschreiben noch mal genießen.Nun werden sich bald Regale und Schränke leeren, manches wird auf der Strecke bleiben und endgültig der Vergangenheit überantwortet, manches wird noch verteilt und Einiges noch in Kleinanzeigen verscherbelt. Das soll dann den Grundstock der Familienfeiergesellschaft bilden, um das Familienheim den Menschen zugänglich zu halten, die über Jahrzehnte hier aus und ein gingen. Aber zunächst einmal, und das ist das Allerwichtigste, werden es Christine und Martin mit Leben erfüllen und ihrer Familie neue Heimat geben. Irgendwann wird Ida vielleicht als Messdienerin in die Fußstapfen von Onkel Johannes und Onkel Markus treten, Alma wird mit ihren Eltern zum Tretbecken durch den Königsforst radeln und zu Weihnachten in Bergisch Gladbach Ballettaufführungen bestreiten.