Auf der schwäb'schen Eisenbahne

Nach den nasskalten Eskapaden der letzten Tage präsentierte sich der Morgen ganz passabel. Schon beim Überqueren der Kennedybrücke funkelte das Bonner Rheinufer liebenswert einladend. Fern war die rosa erleuchtete Baustelle der Telekomzitty zu erkennen. Der Opernkubus glühte wie ein überdimensionierter Alarmknopf des Raumschiff Enterprise , um das Ende der musischen Erziehung anzuzeigen. Am Brückenforum glaubte ich eifrige Tontechnikerinnen beim Editieren Deines Radiointerviews in den Raeumen umherhuschen zu sehen. Ab Beuel füllte sich der Telekomexpress mit Schulkindern , Jungs in Armeekleidung , die Mädels mit stofftierbehängten Rucksäcken.

In Siegburger Bahnhof machte sich die bunte Mischung von Berufspendlern und angeheiterten Belegschaftstrupps auf Weihnachtsmarktseröffnungstour breit und versorgte sich je nach Zustand mit deftigem oder Buttergebäck.

Am Bahnsteig wiesen die computergesteuerten Sprachansagen auf ein- und ausfahrende Züge hin , versagten aber , als man auf einen Zug mit veränderter Wagenfolge hinweisen musste. Da war der Chef gefragt und das rheinische Idiom nach den aseptischen Ansagen vorher , liess etwas Wärme auf dem zugigen Bahnhof spüren.

Im Zug die uebliche drangvolle Enge bis Frankfurt ehe sich ab Mannheim die Lage deutlich entspannte und ich meinen Bürokoffer oeffnen und mir meinen rasenden Arbeitsplatz einrichten konnte. Zwischen den ueblichen Verlagsanfragen gesellen sich nun die chromblitzenden Konzernmeldungen wie ein businessbegleitendes Mantrabrummen , das entseelte Managerseelen auf Trab halten soll: "...stronglastquartermeetsourlongtermbusinessdevelopmentplabnwithstrongorganicgrowth..." Bei dem letzten Wort denke ich nur an Krebsgeschwuere, da wuchert es auch kraeftig unproduktiv. Im e-Mailverteiler unseres Firmenbundesligatippspiels, das auf meine Initiative noch die letzte klassenlose Gesellschaft ist, wird zum Angriff gegen die Spitzentipper geblasen (leider bin ich betroffen). Naja , mal abwarten , ob nicht diese Bastion haelt.

Stuttgart - Kundschaft , die die schwäbsche Eisenbahn verlaesst und sich nun in die Obhut des Bundesunternehmens begibt. Schoene Erinnerungen an einen lauen Spaetsommerlauf an den Gestaden des Neckars kommen auf , wo ich mir am Rande des Juristentages den Marathonfeinschliff holte.

Die Tüftler , die beim Bosch schaffen , verbreiten Geschaeftigkeit. Ich schliesse mich an. Adé , bis später.