Dem Här zo ihre - Mundartmesse am 28. Januar 2007 in Sankt Barbara in Ippendorf

Här, helf mer, ich ben am versuffe (Mt. 14, 22 - 31)


Gott offenbart sich im Wort und hat es immer den Menschen anvertraut, die es in ihren Sprachen aufgenommen und sich angeeignet haben. So auch in Ippendorf, wo der Pfarr-Cäcilienchor unter Initiative und musikalischen Leitung von Günther Besseler sowie Pater Bernd Kremer als Zelebranten eine Messe in der Sprache der Menschen, in rheinischer Mundart, feierte.

Auch Jesus habe Mundart gesprochen, erläuterte Pater Kremer, und so konnte unter den Klängen von "Ein Haus voll Glorie schauet (GL 639)" , das "Här, Du häss enjelade und fiersch met uns e Fess..." erklingen.

Das Gotteshaus war voll besetzt. Die Kunde hatte sich in Ippendorf schnell herumgesprochen. Vereinzelte kostümierte Gläubige in den Bänken sorgten für zusätzliche Farbtupfer.

"Loss mer aanfange met enem Jroß an der Herjott" begann der Zelebrant und fortan ging es auch in den Liedpausen im rheinischen Idiom weiter. Dass die Gebetstexte oft nicht einmal wörtliche Übersetzungen darstellten, sondern aus altbekannten Mustern fielen, machte sie in der gefälligen "Sprachverpackung" nicht weniger eindringlich, sondern verleiht ihnen besondere Aufmerksamkeit:

"Mer schwade zwar de Muhl üvver dat Elend enn der wigge Welt, ävver dann wäsche mer uns Häng enn Unschold un översinn, öm die mer uns als Chreste eijentlich kömmere mööte."

"Här, donn uns doch verjevve.", antwortete die Gemeinde dank ausgelegter Text- und Liedzettel mundartsicher.

Im Evangelium, das Pater Kremer aus Mt. 14, 22-31 vortrug, gewann die Verzweiflung Petrus' angesichts von Sturm und Wellen, die ihm in seinem kleinen Nachen entgenschlugen, in kölscher Sprache Kraft: "Här, helf mer, ich ben am versuffe." Jesus antwortet trocken: "Do beß mer er eine, wells üvver et Wasser laufe und deis mir nit vertraue!"

Pater Kremer spannte in seiner anschließenden Predigt hierzu dann einen weiten Bogen und zeigte, wo uns Christen "der Wind ööntlich öm de Ohre blosen dät". Kein Lebensbereich wurde ausgelassen, ganz so als ergreife er die Gelegenheit beim Schopfe, wenigstens diesmal als Sprachrohr der Kirche sich allen verständlich zu machen.

Im Hochgebet ging es erstmals hochdeutsch zu und dieser Kontrast zur Basisvermittlungsarbeit zuvor ließ das Gebet im Messablauf als etwas Herausragendes sichtbar werden.

Nach der Kommunion erklang die inoffizielle Hymne des Rheinlandes "Unser Stammbaum", die erklärt, was das Rheinland mit seinem biblisch anmutenden Völkergemisch ausmacht: Römer, Franzosen, Türken, geeint von der Sprache und Lebensart der Region.

Zur Melodie "Großer Gott, wir loben Dich" unter Orgel- und Trompetenbegleitung "Leever Jott, wie jruß du beß!" entließ man die Gemeinde.

Unter dem Applaus der Gläubigen verklangen die kölschen Töne, die sicher viele Herzen erreichten und beitragen werden, manches Boot wieder fröhlich und hoffnungsfroh durch die Alltagsstürme zu navigieren.

Der vor der Kirchentür gereichte Tee und Kaffee ließ viele noch ein wenig länger verweilen und den Entschluss reifen einmal im Jahr die Gläubigen in dieser Weise anzusprechen.