Die Patina einer 25-jährigen Reifeprüfung

Mai 2007 Abitreffen

Was bleibt, 25 Jahre nach Abschluss der Reifeprüfung? Ein Klassentreffen am Samstag, den 19.5.2007 von Uschi Bersch, Markus Rettich und Maria Hüls (der Einfachheit halber die Schulnamen) und anderen unbekannten Helfern fand diesmal passender Weise auf der Treppe des Albertus-Magnus-Gymnasiums statt, jener Anstalt, die wir neun oder mehr Jahre mehr widerwillig besuchten oder allenfalls wegen ihrer Pausen schätzten.

Die meisten ehemaligen Mitschüler erkennt man noch immer, was tröstlich ist. Keine dramatischen Alterungserscheinungen, das vertraute Lachen, die bekannte Gestik. Die Wortführer von einst wieder in den alten Rollen, aber auch vorsichtiges Herantasten, „Bist Du nicht...?“. Und dann tauchten wir hinein in unsere alte Welt, bildeten einen Halbkreis im Foyer und ließen uns von Ernst Wittwer, den wir 1978 an die Schule kommend als jungen Lehrer kannten, in die Schule einweisen. Die Hausmeisterloge von einst noch erkennbar, der Gang zum Lehrerzimmer nicht heller geworden, dafür im Innern moderne Sachlichkeit. Welch Offenbarung im Physiksaal, dessen Wandanstrich noch den seinerzeitigen Eindruck vermittelte. Die Reihen waren schnell gefüllt, die Holzbänke trugen noch Einritzungen der Helden von einst, denn wer mag daran glauben, dass die Generation Shakira noch eine Vorstellung von Elvis hat, der sich kunstvoll verewigt in Reihe 4 fand. Schnell weiter über den Schulhof durch die Mädchenumkleide in die alte Turnhalle, in der ich an vergangene Fußballschlachten denken musste und sich schnell neue Gruppen zum Austausch zusammenstellten. Im Musiksaal Staunen über die moderne Ausstattung und Erinnerungen an Vorspiel in Quinta und Quarta, als mache musikalische Laufbahn ihren Anfang oder jämmerliches Ende nahm. Schließlich der Klassentrakt mit den markanten mit Zahlen bezeichneten Aufgängen und das Betreten der Klasse, als sei es gestern gewesen. Selbst die Tischordnung schien in den 25 Jahren keine Änderung erfahren zu haben.

Neu Grüppchen oder alte Paare schlenderten gedankenverloren durch den langen Flur, vorbei an geschlossenen Türen, hinter denen vielfache Erinnerungen wach wurden.

Die Wiedersehensfeier jedoch fand jedoch in der Gaststätte „Klausmann“ auf der Kölner Straße statt. Als die AMG-Erinnerungs-Exschülertruppe den Biergarten betrat, stieß sie auf eine schon bunte Schar derjenigen, die Kühlung bei Kölsch und Getränken der Erinnerungsarbeit vorgezogen hatten. Auch hier gab es erfreuliche Wiederbegegnungen mit Mitschülern, die es sich erlaubt hatten, zwei Wiedersehensfeiern ausgelassen zu haben, was die Pause dann rasch auf 15 Jahre aufsummierte. Der Strom der nach und nach Eintreffenden wurde in die obere Etage kanalisiert, wo sich rasch Tische füllten und die Theke umlagert wurde. Zu unser aller Überraschung sollte die Essenspauschale, die alle Teilnehmer entrichtet hatte für Speis und Trank bis weit nach Mitternacht reichen, ehe die ersten Deckel sich mit weiteren Strichen füllten. Auch das sprach für die Organisatoren, die sich bereits ein Vierteljahrhundert zuvor bei der Abschlußfeierlichkeit verdient gemacht hatten.

Natürlich kann an dieser Stelle kaum über den Inhalt der Gespräche berichtet werden, aber doch war unter den Anwesenden viele interessante Lebenswege mit all den Begleiterscheinungen, die ein Leben mit sich bringt, Freude, Schmerz, Liebe, Trennung, Schicksalsschläge gepaart mit fröhlich-rheinischer Gelassenheit, den alten Kosenamen, die aus der Versenkung auftauchten und in allem Erwachsensein den einstigen jugendlichen Schülerkern aufscheinen ließ.

Als ich viele Gespräche und Begegnungen später nach über zehnstündigem Beisammensein mit der einstigen Nachbarsfreundin auf den alten Wege nach Hause ging und mich von meinen Mitschülern trennte, dann im guten Gefühl, nicht nur lebensarchäologisch tätig gewesen zu sein, sondern in der Reife eines über vierzigjährigen Lebens noch einmal unbeschwert jung gewesen zu sein. Das Abitur von einst hatte mit dieser 25-jährigen Wiederkehr eine silberne Patina erhalten.