Mäckesyiiieper auf dem Weg nach Kröv - Weinlese 2004

Noch keine 100 km auf dem Highway Richtung Mosel und die Kinder bekamen den Mäckes-Yieper und verlangten nach einem Maximenü. Nina gewährte ohne großen Widerstand und so steuerte ich in Mendig auf dem Abkürzungsstück Richtung Trier den Parkplatz an. Die Kinder kamen vollbeladen wieder, weil sie mehrere Sofortgewinne einstreichten, so dass das Abendessen für Fünf reichte. Ich blieb aber hart (McDoof mach dick....) und trank nur die Fanta, während David und Kim sich die zerhäckselten Hähnchenteile mit Barbequesauce reinpfiffen und Nina ihre Müdigkeit mit einem McFlurry bekämpfte. Derweil übernahm ich den Volant und steuerte das Gefährt gelassen wie Lucky Luke im Schlussbild in den Sonnenuntergang Richtung Wittlich. Durch die letzten Eifelnester ging es runter zur Mosel. In Kröv wurden wir freudig erwartet. Herzliches Wiedersehn mit Gundi und ihrer Mutter, die zur Feier des Tages sogar den Tisch eingedeckt hatte. So viel Ehre war uns eigentlich zuvor nie zuteil geworden. Aber es gab doppelten Anlass zur Freude, weil Jan sein Diplomzeugnis überreicht bekommen hatte, das es ebenfalls zu feiern galt. Gerd war noch in Belgien unterwegs und sollte es später zu uns stoßen.

Auch die Polen standen Spalier, als ich mit den Jungs das alte Knechtzimmer bezog. Klar, David und Kim suchten sich das Ehebett mit Musikanlage in Reichweite, ich nahm auf der betagten Couch Platz, in der Hoffnung, mir mit irgendwelchen Kniffen noch ein Stück Privatssphäre zu retten. Inzwischen war Jan zum Stolz seiner Mutter heimgekehrt und die Tafel wurde eröffnet. Es gab die üppigen Reste des sonntäglichen Mittagsmahles, also Kotelett, Kartoffeln, Gemüse, dazu Brot, Aufschnitt, Käse und Wein nebst Traubensaft.

Die Kinder legten ihre Sofortgewinnmentalität recht schnell ab und freuten sich ganz offenbar über das ernstgemeinte Interesse an ihnen. Irgendwann verschwanden sie, weil sie die Gunst der Stunde nutzen wollten, um einen Fernseher aufzutreiben. Gegen halb 11 Uhr kam auch Gerd aus Stavelot, mit Wurst (vom Esel und Wildschwein) und einer großen Auswahl Käse im Gepäck. Damit war die zweite Runde eröffnet. Kim und David merkten, dass die Musik woanders spielte und liessen es sich nehmen, auch Gerd noch die Aufwartung zu machen.

Die Frühstückszeit 7.30 Uhr wurde gleichmütig zur Kenntnis genommen ("Bobbes, du weckst rechteitig?!").

Der nächste Morgen begann vielversprechend. Aus unserer Dachluke zeigten sich die Moselberge still und klar, die Sterne funkelten noch ein wenig, während es im Osten tiefblau dämmerte. Der Wind war warm, fast anormale Bedingungen. Und so war die Stimmung gut am Frühstückstisch, Kim erschien pünktlich, David auf den letzten Drücker. Gegen 8 ging es hinauf auf den Falkenberg, von wo aus man einen Blick auf ganz Kröv und fast hinüber nach Trarbach hat. Der Wingert war steil, aber angenehm zu lesen und die Kinder begannen ohne großes Murren ihre EIGENEN Reihen. Das war ein echtes Zugeständnis an ihr fortgeschrittenes Alter. Gerd war zu Hause geblieben, Jan war Chef und damit auch bei den Kindern voll akzeptiert. Zu den Lesekräften aus bewährten Kräften wie Stanis mit deiner Frau Dorotha, Jurek, seinem Bruder, Nina, den Kindern und mir gesellte sich noch Yvonne aus Südadfrika, die gerade bei Kleins hospitiert. Zu Hause in Kapstadt leitet sie den Teil eines größeren Weinimperiums. Gleichwohl scheint die Arbeitweise des Staffelter Hofs auch erfahrene Menschen immer noch zu faszinieren.

Überhaupt wirkte alles durch und durch runderneuert. Gundi erkannte man nach einer längeren Kur zu Jahresbeginn kaum wieder und schien sehr entspannt. Die Gästebewirtung ist jetzt ihr alleiniges Betätigungsfeld, nachdem ihre Schwiegermutter dazu nicht mehr in der Lage ist. Die Küche ist inzwischen gerätemäßig so auf Großgastronomie ausgerichtet, dass größere Portionen rationell im Schuppen zu Ende gegart werden. Auch im Keller gab es ein paar Maschinen, die kräftezehrende Tätigkeiten ersetzt haben.

Und so passte es zu diesem ersten Tag, dass das Wetter zunehend schön wurde, eine Schicht nach der anderen abgelegt werden konnte und quasi als Genusssofortgewinn ausgezahlt wurde.

Im Hof des Weingutes saßen wir sonnenbeschienen und labten uns am Kaffee. Kim und David duschten und verschwanden auf dem Basketballplatz.

Von draußen tuckern die Traktoren der umliegenden Höfe, für alle hier schien dies ein schöner Herbsttag gewesen zu sein. Aus den Tiefen dringt das Brummen der Kelter nach oben, Gundi erntet die letzten Tomaten und die Quitten leuchten im letzten Abendlicht. Wer sehnst sich da noch nach 6 Richtigen? Aber wie immer, wenn es uns gut geht, im Glück bist Du mir ganz nahe.