Schiffe bauen!


Die dunkle Flügeltür öffnete sich nach einem altersschwachen Türöffnerschnarren, gewienerte Schiffsboden zogen mich ins Innere einer auf Schiffsfinanzierung spezialisierten Kanzlei mit feinem Blick auf den Jet d'Eau der Hamburger Binnenalster. In vier Glasvitrinen riesige Schiffsmodelle einiger von der Kanzlei offenbar beratener Schiffsfinanzierungen. Später erläuterte mir mein Gesprächspartner, der Rechtsanwalt St., dass Modelle dieser Art rund € 10.000 kosteten und in mühseliger Handarbeit als Einzelstücke gefertigt würden. In der feinen Bibliothek mit dunklen Kirscholzregalen und Vitrastühlen und Edelholztischauflage mit Blick aufs feine Atlantik auf der anderen Seite der Alster besprachen wir uns. Farbige Erzählungen von Schiffsübergaben im fernen China mit der eindrucksvollen Schilderung 11-tägiger Verköstigung mit Hühnchenfüßchen folgten Finanzierungsverhandlungsanekdoten, wo es schwer nach Öl und Stahl roch. Von immensen Summen, die pro Tag mit einem der Containerschiffen zu verdienen seien (€ € 300.000) waren die Rede und angesichts dessen, verschloss ich mich nicht der Idee, dass an diesem Kuchen auch Rechts-Berater mitverdienen wollen und dementsprechend fachliterarisch ausgestattet werden müssen.

Während ich unter dem Ölbild einer wohl auch finanzierten Ölplattform noch über eine möglicherweise falsch gestellte Weiche in meinem Berufsleben nachdachte, vibrierte das Schiffsfinanzierungsanwaltsmobiltelefon, weil im fernen Liberia ein arrestiertes Containerschiff wieder befreit werden musste. Mit einem raschen Moinmoin eilte Anwalt St. an den vitrinierten Schiffsmodellen vorbei in sein Büro.

Ich trat wieder ins Freie, näherte mich dem Jungfernstieg und bestieg das Fährschiff des Alsterlinienverkehrs, dessen Dienste ich mit den fassbaren Mitteln meiner Börse beglich und davontuckerte.